"Für uns ist es wichtig, dass Mandant*innen für komplexe rechtliche Probleme verständliche Lösungen präsentiert bekommen"

 

Sieben Jahre nach der Gründung hat rightmart einen Brand Relaunch gestartet. Sie präsentieren sich heute mit einer brandneuen Website, einem modernen Corporate Design und einem bedürfnisorientierten Dienstleistungsportfolio. In diesem Interview spricht Marco Klock mit uns über das Startup und den Relaunch.  - Christiane Wörgötter


Marco Klock ist einer der Mitgründer von Rightmart und CEO. Bei Rightmart kümmert er sich mit den anderen CEO’s um Finanzen, Marketing, Personal und Legal. Er selbst ist hauptsächlich für den Bereich Strategie verantwortlich.

Rightmart hat sich auf das Recht der Verbraucherinnen spezialisiert. Rightmart ist an drei Standorten mit knapp 250 Mitarbeiterinnen vertreten und gehören zu den Top 5 Kanzleien im Bereich des Verbraucherinnenrechts. Neben den typischen Rechtsthemen der Verbraucherinnen hat sich Rightmart auf Abgas und PKV spezialisiert. Ziel von Rightmart ist es eine große Kanzlei im Bereich des Rechts der Verbraucher*innen zu schaffen. Also eine Kanzlei, die sowohl die Kompetenz als auch die Möglichkeiten hat in einem Einzelverfahren hohe Qualitäten zu erreichen. Umgesetzt wird das Ziel sowohl mit Personenkraft als auch mit Daten und Technologie.


Vor kurzem habt ihr ein Brand Relaunch vollzogen. Warum habt ihr diesen Schritt gemacht?

Mittlerweile sind wir ein Unternehmen mit einer gewissen Größe und vielen Mitarbeiter*innen an mehreren Standorten. Ferner ist unsere Strategie, dass wir die Konsolidierung im Markt vorantreiben wollen, also anderen Kanzleien und andere Legal Tech Unternehmen übernehmen wollen. Daher war es uns einfach wichtig, mindestens auf Employerseite eine vernünftige Brand zu haben. Wir wollen aussprechen, was wir sind, wofür wir stehen, was unsere Vision ist und was unsere Mission ist. Auf der anderen Seite ist es so, dass unser Kanzleigesicht einen neuen Anstrich brauchte, da dieses nach außen gegenüber dem Endkunden auftritt. Daher haben wir uns die Zeit genommen und da ordentlich investiert.

Auf eurer Webseite habe ich gesehen, dass ihr mit dem Brand Relaunch eure Werte zeigen wollten. Was sind eure Werte?

Wir hatten immer das Ziel den Kleinen gegen den Großen zu vertreten. Im weitesten Sinne also die Gerechtigkeit, im engeren Sinne wollten wir den Rechtsmarkt gerechter gestalten, indem man den Einzelnen auf Augenhöhe vertreten kann und Chancengleichheit schafft. Dieses Ziel war immer da. Bisher hatten wir das jedoch noch nie richtig formuliert. Zum Beispiel haben wir 3 Jahre faktisch nur Hartz 4 Fälle bearbeitet und waren damit die größte Sozialrechtskanzlei. Jedoch haben wir das nie publik gemacht. Denn den „Robin Hood Gedanken“ publik zu machen, liegt nicht so richtig in unseren Genen, weswegen wir unsere Werte noch mal herausfinden mussten. Das war auch kein langer Prozess und herausgekommen sind vier Werte. Im Ergebnis spiegeln diese vier Werte unsere Arbeit der letzten sieben Jahre wieder die ziemlich prägnant sind.

Zunächst ist es unserer Ansicht nach wichtig, dass Mandantinnen für komplexe rechtliche Probleme verständliche Lösungen präsentiert bekommen. Egal ob sich dies auf das Geschäftsmodell, die Rechtssprache oder die Prozessführung bezieht. Unser zweiter Wert ist “Gerechtigkeit”, denn dieses ist ein hohes Gut in unserer Gesellschaft, welches wir vorantreiben wollen. Weiterhin ist für uns das Thema “neues Denken” zentral, weil wir immer innovativ vorgehen. Zuletzt ist die Empathie ein für uns entscheidender Wert. Die Empathie strahlt die Persönlichkeit am meisten aus. Wir sind eine große Verbraucherrechtskanzlei, die viel im Massengeschäft tätig.. Verbraucherinnen haben nur alle zehn Jahre ein Problem. In erster Linie ist es den Verbraucher*innen wichtig, dass man ihnen zuhört und ihre Probleme ernst nimmt. Aus diesen Gründen ist der Wert Empathie für uns fast wichtiger als die finale Entscheidung.

Wie läuft die Rechtsberatung bei euch hinsichtlich der Kosten ab? Bei Flightright ist es ja z.B. so, dass nur Kosten anfallen, wenn der Prozess gewonnen wird. Rechtsberatung ist ja tendenziell teuer und gerade ohne Rechtsschutzversicherung lohnen sich teilweise die hohen Verfahrenskosten, die ein Rechtsstreit birgt, nicht.

Es ist korrekt, dass Rechtsdienstleistungen aus Verbraucher*innen Sicht im Durchschnitt zu teuer sind. Insbesondere, wenn man keine Versicherung hat oder die Rechtsprobleme nicht durch die Versicherungsleistung abgedeckt werden.

Daher wird versucht durch andere Geschäftsmodelle, wie z.B. Prozesskostenfinanzierung oder Forderungskauf den Verbraucherinnen den Zugang zum Recht so günstig wie möglich zu ermöglichen. Wir als Unternehmen schaffen es durch Technologie und Daten die normalerweise anfallenden Kosten zu minimieren. Bei einem Bußgeldverfahren sind wir nicht bei 800 € sondern bei 100 €. Diese Differenz versuchen wir den Mandantinnen weiterzugeben.

Daher ist es bei uns so, dass wir mit verschiedenen Gesellschaften, die gesamte Bandbreite von Geschäftsmodellen anbieten. Wenn Menschen eine Rechtsschutzversicherung haben, ist es wahrscheinlich, dass diese die Kosten übernimmt. Wenn du keine hast, haben wir jedoch auch ganz viele andere Geschäftsmodelle, wie z.B. die Prozesskostenfinanzierung, den Anspruchskauf oder die Einmalversicherung. Unser Ziel ist es individuell und bedarfsgerecht die Geschäftsmodelle einsetzen. Das ist nicht alleine als Kanzlei möglich, sondern nur mit anderen Gesellschaften. Bei Flightright ist Prozesskostenfinanzierung prädestiniert, weil es idealerweise schon bekannt ist, wie der Prozess ausgehen wird. Bei uns ist, dass nicht so, weil wir die gesamte Bandbreite an Rechtsdienstleistungen machen.

Warum sollte man als Jurist*innen bei euch arbeiten? Welche Vorteile bietet ihr?

Rein faktisch gesehen sind wie eine der größten Legal Techs und Verbraucherkanzleien in Deutschland. Wir haben ein starkes Wachstum und einen gewissen Bekanntheitsgrad. Es macht einfach Spaß bei uns zu arbeiten! Wir vertreten gute Werte, haben eine ausgewogene Work-Life-Balance. Wir sind sehr jung, unser Altersdurchschnitt liegt bei Mitte 30. Und wir stehen für die zuvor beschriebenen Werte.

Zu unserem Unternehmen lässt sich sagen, dass wir viele positive Veränderungen haben. Innerhalb von sieben Jahren hatten wir ein starkes Wachstum, welches auch noch weitergeht.

Aus juristischer Perspektive arbeiten wir ständig an neuen Themen wie z. B. derzeit im Bereich der Privaten Krankenversicherung, Wirecard, Facebook und anderen Datenlecks. Durch unseren Informationszugang, unseren Partnerkanzleien und unser Datennetzwerk spielen wir in der Rechtsprechung ganz vorne mit. Bei uns kann man aus Perspektive der Verbraucherinnen die Rechtsprechung verändern Es ist abwechslungsreicher als in anderen Kanzlei. Auf der Seite der Verbraucherinnen gibt es maximal drei bis vier Kanzleien, die auf diesem Level arbeiten. Wenn man weder in eine Großkanzlei noch in eine Behörde will, ist Rightmart genau das Richtige!

Dann möchte ich noch einmal an den Punkt abwechslungsreich anknüpfen. Also letzten Endes strebt ihr wahrscheinlich schon ein hohes Maß an Standardisierung an. Was für einen Spaß kann das für den Einzelnen machen, jeden Tag die gleichen Fälle zu bearbeiten?

Das ist eine Perspektive, die nicht ganz fair ist, denn wir machen mit knapp 40 Rechtsanwältinnen 10.000 Fälle im Jahr. Klar, du hast Recht, das ist viel. Aber die Automatisierung findet statt, damit die Anwältinnen den Fokus auf ~~~~einzelne Punkte legen können, um im Verfahren weiterzukommen. Zum Beispiel im Bereich “Abgas”, da werden viele Mandate übernommen. Jedoch beschränkt sich die Arbeit nicht nur auf Knöpfe drücken, sondern der wesentliche Teil der juristischen Arbeit findet da statt, wo die Prozessstrategie verändert wird, also z.B. Schriftsätze verändern. Die Rechtsanwält*innen gestalten wie das Verfahren geführt wird. Weiterhin hat man auch viel mit Gerichten zutun.  Entweder wir nehmen die Termine selbst wahr oder Prozessvertreter, denen wir vorher eine Einweisung geben müssen. Am Ende des Tages ist das ganz schön abwechslungsreich. In Bereichen mit einer starren Rechtsprechung, wie z.B. im Arbeitsrecht, hat man vielleicht weniger Abwechslung. Dafür steht man mehr im direkten Austausch mit dem Mandanten. Unsere Kanzlei ist damit genauso abwechslungsreich wie jede andere Kanzlei auch, nur mit dem Vorteil, dass bei uns die nervigen Sachen unsere Systeme übernehmen.

Wie nimmst du Markt bei Onlinekanzleien aktuell wahr? Und wo seht ihr euch in ein paar Jahren oder Jahrzehnten?

Das Wort “Onlinekanzlei” passt bei uns nicht. Nur Verbraucherrecht in Deutschland ist ein 10 Milliarden Markt, von einem Rechtsmarkt mit 25 bis 30 Milliarden. Der aller meiste Umsatz, über 90 %, findet draußen in der Fläche statt. Es gibt 40.000 Anwält*innen, die überall vor Ort Umsätze generieren.  Das sind Umsätze, die sind nicht online. Die können nicht online generiert werden. Um noch stärker zu wachsen sehen wir uns in der Zukunft als eine Kanzlei, die in der Fläche zu sehen ist.  Wir streben an in den nächsten fünf Jahren in den Top 100 Städten eine Kanzlei zu betreiben, die zentral organisiert und modern aufgestellt ist. Das bedeutet, du bist nicht unbedingt mit deinem Mandat bei dem Ansprechpartner vor Ort, sondern bei dem, der einfach am besten dazu passt. Aber trotzdem gibt es bei uns kein „Online only“, wie das einige Brands machen. Online ist natürlich in gewissen Bereichen, wie zum Beispiel Abgas, für das Marketing ganz gut. Aber es reicht nicht aus, um das zu erfüllen, was wir und viele andere sein wollen, nämlich eine richtige Marke für Verbraucherrechte.

Ich bedanke mich für das Interview!


Interviewer

Dieses Interview wurde von Christiane Wörgötter geführt. Christiane ist seit März 2021 bei eLegal Mitglied und seit August 2022 im Referendariat.