Lexikon

Beim Thema Legal Tech werfen viele nur mit Schlagwörtern um sich.
Wir erklären sie!

 

erklärt

Was ist Legal Tech?

Legal Technology, kurz Legal Tech, steht für Software und Online-Dienste mit rechtlichem Bezug. Gleichzeitig ist Legal Tech sinnbildlich für den Einzug der Digitalisierung in der juristischen Branche. Der Begriff ist weit zu verstehen - er bewegt sich von unterstützenden Verwaltungstools, Automatisierungstools wie Vertragsgeneratoren und digitalen juristischen Plattformen bis hin zu Online-Rechtsdienstleistungen für Verbraucher. Die Technologie verspricht eine Effizienzsteigerung von Rechtsabteilungen, Kosteneinsparungen und leichteren Zugang zu Rechtsschutz für Bedürftige.

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Algorithmus

Ein Algorithmus ist eine fest definierte Vorgehensweise, nach der ein Problem gelöst werden kann. Algorithmen finden sich hauptsächlich in der Mathematik und der Informatik. Auf eine Eingabe werden die Regeln des Algorithmus schrittweise angewandt und das Ergebnis ausgegeben. Die Regeln sind allgemein und können auf jede Art von Problem angewandt werden - sie sind grade nicht für einen spezifischen Fall entwickelt. In der Mathematik werden Algorithmen als Formeln bezeichnet; In der Informatik werden mitunter Sortier-, Such- und Verschlüsselungsverfahren auf Eingaben angewandt. Algorithmen sind zentraler und unverzichtbarer Bestandteil von Code.


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Blockchain

Eine Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, die anders als eine herkömmliche Datenbank ihren Inhalt nicht auf einem einzigen Computer, sondern auf einer unbestimmten Vielzahl speichert. Datenbankeinträge werden in Blöcken gespeichert und dem vorigen Block (also Dateneintrag) angehängt. Durch einen Konsensmechanismus aller Computer und dem Einsatz digitaler Signaturen wird die Authentizität und allgemeine Gültigkeit eines jeden Eintrags auf allen Computern festgestellt. Die Änderung des Inhalts eines Blocks setzt die konsensgestützte Änderung aller angehängten Blöcke voraus. Ab einer gewissen Anzahl angehängter Blöcke gilt ein Block als unveränderbar. Als prominentes Beispiel nutzt etwa die Bitcoin-Währung die Blockchain-Technologie um Transaktionen zu verifizieren.


Consumer Claims Purchasing

Beim Consumer Claims Purchasing hat der Kunde die Möglichkeit, seinen Rechtsanspruch zu „verkaufen“, also gegen eine sofortige Geldzahlung an einen Dienstleister abzutreten, der die Forderung dann im eigenen Namen durchsetzt. Vorteil dieses Modells ist es, dass der Kunde sofort Geld ausgezahlt bekommt, ohne sich um die Prozessführung kümmern oder das Prozessrisiko tragen zu müssen. Der praktische Ablauf gestaltet sich wie folgt: Der Kunde gibt auf der Website des Dienstleisters einige Daten zu seinem zu prüfenden Anspruch ein. Ein Algorithmus nimmt eine automatische Prüfung der Erfolgsaussichten vor und unterbreitet dem Kunden ein „Ankaufsangebot“, das dieser mit einem Klick annehmen kann. Er erhält binnen weniger Stunden sein Geld. Mit der eigentlichen Durchsetzung des Anspruchs, die das Legal Tech-Unternehmen anschließend im eigenen Namen betreibt, hat der Kunde nichts mehr zu tun.


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Data Science

Data Science (Zu Deutsch: Datenwissenschaft) ist die Wissenschaft der Extraktion von Wissen aus großen Datenmengen. Das interdisziplinäre Feld greift auf Techniken und Theorien aus der Informatik, Mathematik, Statistik und Stochastik zurück. Unübersichtliche Datenmengen werden verständlich aufbereitet, um Trends zu erkennen, Prognosen zu stellen und eine Entscheidungshilfe zu sein. Data Scientists arbeiten für Unternehmen und staatliche Einrichtungen.


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Dokumentenanalysetools

Dokumentenanalysetools (Auch: Due-Diligence-Tools) sind Programme, die automatisiert eine Due-Diligence-Prüfung (engl. für gebührende Sorgfalt; Identifizierung relevanter Risiken wirtsch., steuerl., rechtl. oder finanzieller Art)) oder Risikoeinschätzung von rechtlich erheblichen Dokumenten vornehmen. Klassische Anwendungsfälle sind zu überprüfende Beziehungen zu Geschäftspartnern sowie Unternehmensübernahmen. Ebenso können einzelne Klauseln in Verschwiegenheitserklärungen (NDAs) automatisch auf etwaiges Risiko getestet und Verträge auf Brexit-relevante Klauseln überprüft werden.


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E-Discovery

E-Discovery (Electronic Discovery) bezeichnet Verfahren zur Sichtung großer Datenmengen nach für juristische Verfahren erheblichen Beweismitteln. Nach vorgegebenen Maßstäben werden beweiserhebliche Daten identifiziert, ausgewertet und gespeichert. Insbesondere E-Mails, Dokumente und Datenbanken haben Relevanz. E-Discovery Software wird von Gerichten ebenso wie von Unternehmen und Journalisten eingesetzt (U.a. vom Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien; der Süddeutschen Zeitung im Kontext der Panama Papers). Eine spezielle Form von E-Discovery ist die Computer Forensik.


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Erfolgsfinanzierter Rechtsschutz

Bei erfolgsfinanziertem Rechtsschutz verfolgen entsprechende Anbieter die Begehren der Kläger ohne finanzielle Gegenleistung. Im Erfolgsfall des gerichtlichen Verfahrens verdient der Anbieter an einer Provision des erklagten Betrags. Verbraucher können ohne finanzielle Belastung und Prozessrisiko ihre rechtlichen Interessen durchsetzen, während Anbieter durch Online-Plattformen und technische Optimierung effektiv bei der Vorauswahl filtern und eine hohe Erfolgsquote im Verfahren erreichen. Große praktische Bedeutung haben Anbieter, die Diesel-Geschädigte und von Flugverspätungen Betroffene vertreten.


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Internet of Things (IoT)

Das Internet of Things (zu Deutsch: Internet der Dinge; Kurz IoT oder IdD) ist ein Sammelbegriff für Technologien der Vernetzung und Kommunikation von Alltagsgeräten über das Internet. Mit Sensoren und Prozessoren kommunizieren Objekte und Geräte in einem IP-Netz untereinander, ebenso aber auch nach außen. In Echtzeit findet innerhalb des Netzwerks ein Informationsaustausch statt. In Privathaushalten finden Smart-Living-Systeme (Smart Homes) Anwendung; In der Industrie bedient man sich der Technik zur Vernetzung von Produktionsketten - Fehler lassen sich leichter lokalisieren und die Effizienz erhöhen.


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Kryptowährung

Eine Kryptowährung ist ein kryptografisch abgesichertes, digitales Zahlungsmittel. Das Zahlungssystem basiert auf einer dezentralen Blockchain und ermöglicht Nutzern einen bargeldlosen Zahlungsverkehr. Transaktionen können unabhängig von Rechtssystemen, Banken und Behörden vorgenommen werden. Die Währungen lassen sich entsprechend des Kurses durch klassische Währungen oder durch das zur Verfügung Stellen von Rechenleistung erwerben. Letzteres ist wegen der heutigen Omnipräsenz von Kryptowährungen und der in Folge nur noch geringen Ausschüttung wenig profitabel. Der Wert richtet sich nach Angebot und Nachfrage, ist aber erheblich volatiler, als bei klassischen Währungen. Geläufige Kryptowährungen sind Bitcoin und Ethereum.


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Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) steht für Software, die ein intelligentes Problemlösungsverhalten hat. Die KI findet im Rahmen ihres Algorithmus eigenständig Antworten auf gestellte Probleme und ist nicht auf einen Einzelfall - wie etwa dem Klicken eines Buttons zum Aufrufen einer Seite - entwickelt. Die Anwendungsfälle und insbesondere die Fähigkeiten variieren stark, weshalb es keine allgemeingültige Definition dafür gibt, was eine intelligente Software ausmacht. Unterschieden werden kann nach dem Grad der Intelligenz, also der Komplexität der von der KI lösbaren Probleme. Eine starke KI ist dabei einer menschlichen Intelligenz ebenbürtig, eine schwache löst konkrete Anwendungsfälle unter Selbstoptimierung aber grade ohne tiefergehendem Verständnis für die Problemlösung. Schwache KI wird heute in vielen Lebensbereichen eingesetzt.


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Legal Design

Legal Design bildet als neue Disziplin eine Schnittstelle aus Design und Recht. Denkmuster und Vorgehensmodelle von Designern werden auf juristische Fragestellungen übertragen, um rechtliche Angebote und Systeme benutzerfreundlicher und verständlicher zu Gestalten. Angegangen werden klassische Probleme - abstrakte Regelungen sollen Laien greifbar gemacht werden, rechtliche Dienstleistungen verbessert werden. Das Hinterfragen der bestehenden und gängigen Herangehensweise bei Legal Services und das Verbesserungspotenzial dieser ist zentraler Gegenstand der Disziplin. Legal Designer bieten indes klassisches Consulting für Anbieter von Rechtsdienstleistungen.


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Legal Engineer

Legal Engineer ist eine Berufsbezeichnung für die Überschneidung juristischer und Informationstechnischer Kompetenzen. Legal Engineers arbeiten an der Schnittstelle von Recht und IT - sie schaffen zwischen den verschiedenen Denkstrukturen eine Brücke, indem sie ein rechtliches Problem technisch so formulieren, dass es IT und Juristen in gleichem Maß verstehen und umsetzen können.


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Machine Learning

Machine Learning (zu deutsch: maschinelles Lernen) ist eine Datenanalysemethode und ein Feld der künstlichen Intelligenz. Ein System generiert aus Erfahrungen künstliches Wissen - die gewonnenen Erkenntnisse werden wiederum auf zukünftige Probleme angewandt. Damit die Software eigenständig lernen kann, muss sie zunächst von Menschen mit relevanten Daten und Algorithmen versorgt werden. Unterschieden wird zwischen überwachtem Lernen, bei dem nach vorgegebenen Mustern und Gruppen sortiert wird und unbewachtem Lernen, wobei die Software aus eigenständig erkannten Mustern Gruppen bildet.


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Online-Dispute-Resolution

Online-Dispute-Resolution (ODR) steht für dem Gerichtsverfahren alternative Streitbeilegungsmethoden auf Grundlage einer digitalen Online-Plattform. Unter Zuhilfenahme innovativer Technologien werden die gegenseitigen Positionen in einer automatischen oder unterstützten Verhandlung nach sachlichen und rechtlichen Kriterien gefiltert und so der Rahmen für eine zielführende Verhandlung gesetzt. Zu einem Ergebnis können die Parteien selbst, eine dritte, unabhängige Partei oder die entsprechende Plattform kommen. Die Europäische Union stellt mit dem “European Online Dispute Resolution”-Tool eine offizielle Plattform zur Konfliktlösung bei inneneuropäischem Online-Handel.


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Prozessmodellierung

Prozessmodellierung bezeichnet Verfahren zur Erstellung eines Prozessmodells. Komplexe Prozesse innerhalb eines Unternehmens oder Projekts werden identifiziert, analysiert und in vereinfachter und verständlicher Weise visuell dargestellt. In Teilen wird sich - wie auch bei Legal Design - an Design Thinking Methoden bedient. Neben der Erfassung und Dokumentation der Prozesse dient das Verfahren zu einer besseren Transparenz und Verständlichkeit der Abläufe.


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Rechtsinformatik

Die Rechtsinformatik wurde als Lehre von den Voraussetzungen, Möglichkeiten und Folgen der Datenverarbeitung im Recht gegründet (Wilhelm Steinmüller, 1970). Heute versteht sie sich weiter als interdisziplinäre Wissenschaft - neben den genannten Begriffen macht sie sich die wechselseitigen Beziehungen von Recht und Informatik zum Gegenstand. Unterschieden wird zwischen Rechtsinformatik im engeren Sinne (Informationstheorie; Anwendung von Methoden der Informatik im Recht) und dem Informationsrecht (Rechtliche Fragestellungen im Kontext der Informationstechnologien).


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Robotic Process Automation (RPA)

Robotic Process Automation (Zu Deutsch: Robotergesteuerte Prozessautomatisierung) steht für die automatische Bearbeitung von manuellen Tätigkeiten durch Softwareroboter. Softwareroboter imitieren unter Anwendung von Machine-Learning Prozessen menschliche Interaktion mit Softwaresystemen, übernehmen die Rollen des Anwenders und kommunizieren mit anderen Systemen. Dokumentationen, Abfragen und Berechnung zählen zum Anwendungsfeld. Es handelt sich entgegen der Annahme nicht um physische Roboter, sondern lediglich um Software-Anwendungen.


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Smart Contracts

Smart Contracts oder auch intelligente Verträge sind selbstausführende Verträge, betrieben auf einer dezentralen Blockchain. Die gespeicherten Vereinbarungen bestehen unabhängig von Rechtssystemen, Behörden und Banken; Sie richten sich einzig nach den im Code vorgegebenen Bedingungen. Nach vorgegebenen Wenn-Dann-Regeln folgt auf das Erfüllen einer Bedingung automatisch die Konsequenz. Beispielhaft baut die Ethereum-Plattform auf einer Bitcoin-Blockchain auf, speichert in dieser aber Smart Contracts anstelle der Transaktionen.


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Vertragsautomatisierung

Vertragsautomatisierung oder auch Dokumentenautomatisierung bezeichnet die Erstellung von Schriftsätzen auf Grundlage eines intelligenten Fragenkatalogs oder Formulars, deren Antworten logisch mit Textbausteinen und Platzhaltern verknüpft sind. Per Mausklick kann so etwa ein korrekt gegenderter Vertrag mit den gewünschten Klauseln, Vertragsparteien und Formalie aufgesetzt werden, ohne eine Word-Vorlage zu bearbeiten.


 
 

Anregungen und Feedback

Das Lexikon befindet sich fortlaufend im Aufbau. Wir werden weitere Begriffserklärungen hinzufügen und bestehende Einträge ergänzen. Bei Ideen für weitere Begriffe oder generellem Feedback, schreib uns gerne eine Mail an hi@elegal-goettingen.de.