"Wir reduzieren die Kosten unserer Kunden auf bis zu 10%.“

 

Kennt man das klassische Kanzleimodell, so lässt sich schnell feststellen, dass ein effizientes Arbeiten nicht bzw. kaum möglich ist. Das Modell des Outsourcings, was vielen aus dem industriellen Bereich bekannt ist findet sich heutzutage auch in der juristischen Arbeitswelt. Dr. Malte Schafstedde spricht mit uns in diesem Interview darüber.  - Christiane Wörgötter


Dr. Malte Schafstedde studierte Rechtswissenschaften an der Bucerius Law School, an der er auch promovierte, sowie an der University of Cambridge. Anschließend war er drei Jahre im Bereich Gesellschaftsrecht / M&A als Rechtsanwalt für die Sozietät Freshfields Bruckhaus Deringer tätig. Nach einer weiteren Station als General Counsel beim Fintech Auxmonexy gründete er den Legal Service Provider eagle, dessen CEO er bis heute ist.


Ihr nennt Euch „Legal Service Provider“. Was muss man sich darunter vorstellen?

Wir verstehen uns als einen sogenannten Pure Player. Wir sind keine Kanzlei mit angehängter Technologieabteilung aber auch kein Tech-Unternehmen, das ein bisschen Legal macht. Wir sehen uns mit diesem besonderen Angebot außerdem als Motor der Innovation im Rechtsberatungsmarkt – hierfür kombinieren wir eigene und Drittprodukte zu optimalen Lösungen für unsere Partner. Wir bieten immer maßgeschneiderte Services und Produkte nach den Wünschen unserer Partner und übernehmen die Tätigkeiten, die sie gern auslagern würden – wir sind damit so etwas wie die verlängerte Werkbank für Unternehmen und Kanzleien.


Eagle LSP bietet seinen Kunden als Legal Service Provider das Outsourcing von Masseherausforderungen an. Das 2019 gegründete Unternehmen übernimmt für Kanzleien und Rechtsabteilungen die Bearbeitung standardisierbarer und automatisierbarer Prozesse, z.B. in Mass Litigation-Verfahren und eDiscovery-Analysen. Dabei setzt das interdisziplinäre Team sowohl auf die Kombination vorhandener als auch den Einsatz selbst entwickelter Technologien.

Du hast von Auslagern gesprochen. Was genau kann man sich unter Legal Service Outsourcing bei Euch vorstellen?

Darunter verstehen wir bei eagle die vollständige oder teilweise Übernahme von standardisierbaren und automatisierbaren Tätigkeiten in Rechtsabteilungen. Die Personal-, Prozess- und Technologieverantwortung liegt in diesen Fällen bei eagle.


Vom Outsourcing hört man sonst eher im industriellen Bereich. Wie seid ihr darauf gekommen, das Ganze in den juristischen Bereich zu übertragen? Auf welche Schwierigkeiten seid ihr dabei gestoßen?

Outsourcing im Legal Bereich haben wir uns nicht ausgedacht. Unternehmen, konkret Rechtsabteilungen, geben regelmäßig Aufgaben, die sie intern nicht abbilden können oder wollen, an externe Rechtsberater, meist traditionelle Kanzleien, ab. Angesichts der Vielfalt der juristischen Themen ist es gerade für kleinere Abteilungen unwirtschaftlich, die von den Fachabteilungen nachgefragten Kompetenzen in vollem Umfang vorzuhalten. Traditionell hohe Outsourcing-Quoten hat z.B. das Prozessführungs- und Schiedsverfahrensrecht (Litigation und ADR).

Was wir zunehmend beobachten, ist aber – unabhängig von dem betroffenen Rechtsbereich – das Bedürfnis von Unternehmen und ihren Rechtsabteilungen, sich von repetitiven Tätigkeiten im juristischen Bereich zu befreien. Dadurch wollen sie sich auf die wirklich wichtigen und rechtlich anspruchsvollen Tätigkeiten konzentrieren. Insofern handelt es sich quasi um den industriellen Teil innerhalb der juristischen Praxis. Diesen Bereich wollen wir mit unserer besonderen Mischung aus Team und Technologie adressieren. Mit althergebrachten Herangehensweisen funktioniert das unserer Meinung nach nicht.

Als wir mit unserem Modell live gegangen sind, wurde uns mitunter mit einer Portion Skepsis begegnet. Das ist aber normal, wenn man mit einem – sagen wir mal eher disruptiven Ansatz – in einer sehr traditionellen Branche unterwegs ist. Mittlerweile hat sich das gelegt, sodass ich nicht mehr wirklich von Schwierigkeiten sprechen würde.


Welche Vorteile hat Outsourcing in Eurem Bereich?

In den Bereichen, in denen wir agieren, sind die Kernprobleme unserer Partner ein hoher Kostendruck und nicht zu bewältigende Dokumenten- und Datenfluten.

Das Outsourcing von Problemen an uns liefert regelmäßig vier Vorteile: eine deutlich verbesserte Kosteneffizienz (häufig bis auf 10% reduzierte Kosten), Geschwindigkeitsvorteile (häufig um 80% gesteigerte Umsetzungsgeschwindigkeit), Verbesserung der Datenbasis und damit der Entscheidungsfindung und des Risikomanagements sowie eine verbesserte Planbarkeit der Kosten durch unser Pricing nicht nach Zeit, sondern nach Produkten.


Wer sind Eure Kunden?

Wir unterliegen als Legal Service Provider – genauso wie traditionelle Player im Rechtsdienstleistungsmarkt – der anwaltlichen Verschwiegenheit. Es ist aber kein Geheimnis, dass unser Modell aus Tech und Team besonders gut bei einer hinreichenden Anzahl von zu bearbeitenden Sachverhalten funktioniert, die vergleichbar und damit standardisierbar sowie automatisierbar bearbeitbar sind. In der Regel findet man das bei großen oder stark wachsenden Unternehmen, sogenannten Scale-ups.


Welche Rolle wird Legal Service Outsourcing und eagle lsp in 5 Jahren spielen?

Der Teil der juristischen Probleme, der sich mit unserem hocheffizienten Ansatz bearbeiten lässt, wird in den nächsten Jahren weiter kräftig wachsen. Dies erfolgt insbesondere dadurch, dass die Technologie, mit der wir arbeiten, sehr schnell besser wird. Parallel wird sich die Akzeptanz unseres Modells im Markt weiter durchsetzen.

Legal Service Outsourcing und eagle lsp stehen damit noch relativ am Anfang ihrer Entwicklung. Wie das in 5 Jahren genau bei uns aussieht, ist schwer vorherzusagen. Ich hoffe in jedem Fall, dass es noch so viel Spaß macht wie heute.


Interviewer

Dieses Interview wurde von Christiane Wörgötter geführt. Christiane ist seit März 2021 bei Elegal dabei und arbeitet seit Februar 2022 in einer Kanzlei, die ihren Schwerpunkt auf effizientes Arbeiten hat, indem Legal Tech eingesetzt wird.